⬅️ CENTOLOGIAx 🔘 synANxxxxx 1️⃣ 2️⃣ ✅ 3️⃣ 4️⃣ 5️⃣ 6️⃣ 7️⃣ 8️⃣xxxxx ⬜️ Q TYPOS x▪️ QINCx ▫️ QMED ▫️ QNOV ▫️ QTER
QINC
Der Cento ist von drei Elementen geprägt
• dem Quartaufstieg „sol-la-do“ wie ihn die Off-Psalmodie des 2. und 8. tonus verwenden,
• der Kadenzformel „dó-re“, wie sie als Cento 8INC ad1 im gesamten Repertoire vorkommt, und
• der Virga strata.
▪️ Quartaufstieg 0 bis 3 praetonische Silben sind möglich. Bei nur einer praetonischen Silbe verbinden sich „do + re“ zum nkPes 0836 „Qúi sítit“. Ist diese eine Silbe aber leicht, so entfällt „do“ 0023 „Ex áegypto“. Auch ohne praetonische Silbe bleibt der Cento ein QINC 1056 „Ó mors“. Das „do“ des Quartaufstieges ist bereits der Akzentton der Kadenzformel.
▪️Die Kadenzformel Der nkPes „dó-re“, kommt als Cento 8INC ad1 im gesamten Repertoire vor. Bei PPO (Proparoxytonon) werden die beiden Töne auf Akzent- und Binnensilbe aufgeteilt. Die Binnensilbe erhält ein portamento und wird so zum kPes. Auch drei unbetonte Silben nach dem Akzent sind möglich 0120 „Ad té do-mi-ne“ (PPPO - Praeproparoxytonon).
▪️ Virga strata Von den gut 100 Antiphonen des PR de4 in H endet ca. die Hälfte mit einer Virga strata. MR schreibt hier immer nur eine Virga. Auch alle diastematischen Quellen notieren dafür nur einen Ton (Ausnahme 0094 Ka+Bv19).
🔴 Das AM hingegen ist davon überzeugt, dass die Virga strata zwei Töne sein muss, sosehr, dass in 0114 „intuemi-ni quantus sit“ das AMn das AM ausbessert und ebenfalls zwei Töne schreibt (Quadrata und Oriscus). Das AM überträgt allerdings selbst fünfmal die Virga strata nur als einen Ton (0705, 0740, 0841, 0866, 1484).
Die Virga strata ist eine Virga, kein Pes und keine Bivirga. Sie ist Signal für den Centoübergang, aber nur dort, wo der erste Ton des zweiten Cento (QMED) tiefer ist. Bleibt es der selbe Ton, ist die Virga strata als Hilfe für den Sänger nicht notwendig. Gleich am Anfang des Repertoires, des Kirchenjahres hat Hartker selbst auf diese Verständnishilfe vergessen (0013 „Tuam domi-ne“).
▪️ Zwei Akzente
Trägt der Cento zwei oder mehr Akzente, so erreicht der erste Akzent das „do“.
Der Pes der Kadenzformel, der letzte Akzent, übersteigt das „do“ um eine Terz zum „mi“. Der Aufstieg zum „mi“ geschieht mit TerzPes „do-mi“ und nicht wie in den jüngeren Quellen mit Durchgangston „re“ (plerosis). Das ist immer wieder an den Tableaus abzulesen e.g.:
Bei 0841 „Multa bóna ópera“ ist der Unterschied zwischen
• ostfränkischer Tradition (frOc) und
• westfränkischer Tradition (frOr) sichtbar.
Der kPes auf der Binnensilbe von „ó-pe-ra“ wird in H als unisonischer TerzPes durch das Fehlen des 1. Tons in A+Y bestätigt und durch das späte Lc eindeutig belegt.
Ka ist als junge Quelle und im Sinne der plerosis (Vermeiden von Tonwiederholungen) bereits zur jüngeren traditio frOc gewechselt.
Der nkPes in MR wird durch Wc und Fo als Pes „re-mi“ ausgewiesen, das bedeutet nicht, dass er in MR nicht doch als TerzPes gesungen wurde.
Bv, das an sich mit MR gehen müsste, steigt nur bis zum „re“ auf. Versteht hier Bv den Text als bloß einakzentig „Multa bona ópera“, oder versteht die Centoregeln des PR ad4 nicht mehr.
Die zisterziensiche Tradition (Zw) vermeidet den Protus von der Quart grundsätzlich, und setzt die Melodien ausnahmslos in den 7. Modus. Hier bleibt der Melodieverlauf allerdings erhalten. Schon die Zisterzienser, nicht erst das Tridentinum, kritisieren die Mehrtonneumen auf unbetonten Silben und Eintonneumen auf Akzentsilben. Dem wird hier abgeholfen: „ópera“ mit Pes auf dem Akzent.
An diesem Beispiel lässt sich ablesen, was in den Tableaus immer wieder sichtbar wird: Es gibt nicht nur einen geographischen Unterschied zwischen traditio frOr und traditio frOc, sondern auch einen zeitlichen. H und seine Begleiter A+Y (Ka hier einmal nicht) erhalten den älteren Zustand der Melodien, MR und Wc+Fo (hier Bv nur bedingt) zeugen bereits von den Veränderungen, die im Hochmittelalter die Melodien nach modernen Gesichtspunkten verändern (plerosis, do-Revision).
Der Bau des Centos geschieht konsequent nach Silben- und Akzentanzahl. Bezeichnend ist die Vertonung von 0044 „Qui post me vénit“. Wäre der Text einakzentig verstanden, wäre er wie 0352 „oculi méi“ vertont, oder wenn der Akzent „Qui post mé venit“ wäre, dann entspräche die Melodie 0116 „Veni dómine“. So aber liegt hier eine steile Fügung vor, zwei Akzente unmittelbar nebeneinander ohne unbetonte Silbe dazwischen, eine Akzentsituation, die es im Lateinischen nicht gibt (!?). Den karolingischen Kantoren ist sie vertraut: die Silbe „mé“ geht zum „do“ (Akzent), die folgende Silbe „vé-nit“ mit nkPes zum „mi“ (2.Akzent).
Ausnahmen/Varianten
• komplexe Akzentsituation
0746 „fa-ci-á-mus hic“ nkPes statt kPes macht „hic“ zum zusätzlichen Akzent.
0023 In „Ex áegypto“ ist die erste Silbe leicht, statt Pes „sol-la“ steht bloß der Tractulus „la“ mit ‚altius mediocriter‘ eindeutig als Ausnahme fixiert.
0120 „Ad té domine“ ist das Selbe, die litterae significativae sind nicht mehr notwendig: was ein Tractulus am Beginn der Antiphon soll, ist seit 0023 als bekannt vorausgesetzt. Allerdings stehen hier nach dem Akzent „Ad té“ drei unbetonte Silben, ein PPPO (Praeproparoxytonon).
„Ad té domine“ Das Personalpronomen ist betont, das „domine“ darf ihm nichts von seiner Bedeutung wegnehmen.
1315 Die erste von drei praetonischen Silben ist in MR öfter zu „si“ gehoben um einen leichten ersten Akzent auszudrücken. Wc schreibt sehr häufig so. Nicht immer lässt sich das in MR durch die Länge der Virga verifizieren. Hier, im 7.Modus, bestätigt das auch H mit 'levare mediocriter'.
1434 Durch die Zusammenziehung der zwei praetonischen Silben „do - re“ zum Pes ist die steile Fügung „Dá mí-hi in dísco“ vertont. Andererseits bleibt der letzte Akzent dadurch doch der Hauptakzent.
• Textausdeutung (explicatio orationis)
1244 „exaltare“ Trc „do-mi-re“ Das Wort wird mit dem Trc ausgedeutet cf.: RP2 A i, e.g. 7036 „Amávit eum“.
0733 „Domus me-a“ 1.Modus. iterum explicatio orationis
1481 „introibo“ der Pes müsste nk sein, aber explicatio orationis: (eilenden Schrittes)