Grunsätzlich zweiakzentiger Cento „Éx-cita dó-mine“, der auf „re“ (=„la“) reztiert. Ist der erste Akzent wichtig, so beginnt er mit dem die Rezitation umspielenden kTrc „sol-si-la“ (do-mi-re). Ist der erste Akzent unwichtig, so steigt der Cento syllabisch auf (A-do-re), wobei der schwache Akzent auf dem „do“ liegt. Der zweite(letzte) Akzent trägt ein 9stufiges Melisma. Ist das letzte Wort ein PPO, so löst sich das resupine „sol“ vom Ende des Melisma und bildet mit dem Tenorton „fa“ eine Clivis auf der Binnensilbe. Ist die letzte Silbe ebenfalls akzentuiert („honoráti súnt“), so wird auf die verbindende Clivis verzichtet. Dieses klare Schema wird in 0253, 1733, 0247, 0276 verlassen. 0169 und 0187 sind die beiden individuellen Graduale des 2.Modus.
Das Gradual-Incipit der Osterwoche „Haec dies“ 2+ GR Inc ist mit dem Typos-Incipit 2 GR Inc melodisch eng verwandt.
Zweiakzentiger Cento, ein oder zwei praetonische Silben sind möglich. Der erste Akzent liegt auf der Clivis suprapunctis do-la-do-re-mi, der letzte Akzent liegt auf dem Porrectus flexus resupinus sol-fa-la-so-la.
Der letzte Akzent ist meist ein PO, dessen Schlusssilbe ein 13stufiges Melisma trägt. Bei PPO wird für die Binnensilbe ein Porrectus la-sol-la eingeschoben (Das gilt nicht für 0198, dort ist der Cento dreiakzentig und individuell unterlegt). Bei O(xytonon) verbindet sich der Porrectus subpunctis mit dem Melisma.
Auf den ersten Akzent folgen fast immer zwei unbetonte Silben (Climacus do-si-la und Porrectus subpunctis la-sol-si-la-sol) superveniente Silben (eine oder zwei) rezitieren auf sol. Ist zwischen erstem und letztem Akzent ein weiterer leichter Akzent anzuzeigen, so reduziert sich der Climacus do-si-la zur Clivis do-la und der Porrectus subpuntis wird aufgeteilt in Clivis la-sol (nun akzenttragend) und Climacus urgens si-la-sol, beziehungsweise sol-si-la-sol 0248, 1753. Ist der erste Akzent nur PO, so verschmelzen Clivis do-la und Porrectus subpunctis la-sol-si-la-sol 0200. Das kann auch geschehen obwohl superveniente Silben vorhanden sind, nämlich dann, wenn diese Silben sozusagen praetonisch dem letzten Akzent zugeordnet sind: „mandávit de→té“ 0171, „nóbis deus→nóster“ 1191, 3194.
Zwei Varianten entstehen aus individueller Textausdeutung. 0276 Das Morphem „vir“ im Wort „vírtútis“ kann nicht bloß leicht auftaktig gesungen werden. Der kraftvolle nkPes la-do unterstreicht den Sinnakzent. Umgekehrt kann der Knecht, der den Herrn um Hilfe bittet 0247 „Ne avertas faciem tuam a púero tuo“ nicht sich selbst nennen, auftrumpfend mit Clivis suprapunctis bis zum „mi“ hinauf. Die Abwärtsbewegung zum „la“ zeigt Bescheidenheit. 0233 eröffnet mit einer Formel, deren Herkunft noch zu finden sein wird. Weitere Centones in der Position der Mediatio (GR 2 MDT) schließen nicht mit dem üblichen Melisma ab (0217, 0253 etc.)
Das Ostergraduale „Haec dies“ 0224 hat eine eigene Centomelodie.
Entsprechend der psalmodischen Struktur steht am Neuanfang (NOV) des Textes nach der Mediatio oft eine betonte Konjunktion „ét“, „íta“, „pér“. Dem entspricht die Typusmelodie des Protus plagalis mit einer Bivirga auf dem Ténor „fa“ am Beginn des Cento NOV sowohl im Graduale als auch im Vers.
GR 2 NOVa Wird der Cento zweiakzentig verstanden, das heißt, nach der Bivirga folgt nur noch ein wirklicher Akzent, so wird dieser mit einem Melisma aus 14+13 Stufen vesehen. Die unakzentuierten Silben rezitieren auf „fa“. Bei PPO ist die Binnensilbe zwischen den beiden Melismateilen eingeschoben, bei Oxytonon verbinden sich die beiden Teile zum 26stufigen Melisma 1177 „ét de sión“. 0253 ersetzt als einzige Ausnahme die Rezitation auf „et sá-lutare“ durch Clm, Trc und Pes. Das „et“ steht in praetonischer Position. Der einakzentige Text des GR „Haec dies“ „exultémus“ leitet das selbe Melisma mit „re-fa“, ohne Bivirga ein.
GR 2 NOVb Wird der Centotext dreiakzentig verstanden, so ist die Vertonung variantenreicher.
Der erste Akzent bleibt die Bivirga. Der zweite Akzent liegt auf dem Torculus „fa-la-sol“, die posttonische Silbe auf dem 4tonigen Climacus „sol-fa-fa-re“, die restlichen Silben rezitieren auf „re“.
Der letzte Akzent eine 7stufige Clvsppflxspp, mehrheitlich nicht kurrent „fa-re-fa-sol-re-sol-la“. Die posttonische Silbe, 8stufig, besteht aus nkPorfigur und kPes sbpres. Die Melodie des letzten Akzentes kann verstanden werden als zweimaliger nkPor „fa-re-fa“ der einmal mit Clvspp überstiegen/akzentuiert wird, das anderemal mit Pessbpres ausgeleitet wird. Darüber hinaus ist der melodische Kern des Gebildes die aufsteigende Line „fa-sol-la“. Ist das Wort PPO, so wird eine Clivis „la-sol“ angehängt.
In 0200 und 0234 ist die Akzentneume zur Clivis suprapunctis reduziert; die letzte Pesgraphie „sol-la“ kann zum rückstauenden Epiphonus „sol“ reduziert sein. Er verstärkt die Betonung des Akzents, z.B.: 0165 „et occursus é-ius“ (ebenso 0234, 0233, 0282A).
Eine weitere Dosierung des Akzentes ermöglicht die Verwandlung des ersten Porrectus in einen praetonischen kPes 0233 „re-sol“: der Akzent wird gewichtig und breit. In 0200 wird der Qaurtpes zum Cephalicus reduziert und der Gipfelton „la“ erreicht: der Akzent wird schwungvoll und scharf angesungen.
In 0282A sind vier Akzente zu vertonen: der Normalschluss aus GR 2NOVa wird noch angehängt. Dieses Mittel verwendet auch 1753, um das Schlüsselwort „Nos autem gloriari nisi in cruce domini nostri iesu christi“ „nostri“ hervorzuheben.
Auch auf dem zweiten Akzent sind individuelle Ausdeutungen möglich: 1161 „lux“ bekommt einen Torculus dazu, der 4tonige Climacus entfällt. 0282A Sinnsilbe und Akzentsilbe werden gegeneinander abgewogen. Die Akzentsilbe wird in die posttonische Position verschoben, das Morphem dafür zum bloßen kPes reduziert.
Um den ersten Akzent spielt sich in 0276 und 0230 besonderes ab: Das PPO „in splendóribus“ - „et salvábit vos“ Texte, denen Größe und Gelassenheit zusteht, werden auf Bivirga, Torculus und 4tonigen Climacus ausgebreitet; zwei praetonische Silben/Töne kommen deswegen dazu: „re“ und „do“. Da noch zwei Akzente folgen, wird die aufsteigende Linie des letzten Akzentes „fa-sol-la“ einfach wiederholt: „ex útero“ - „vidébitis“. Die unartikulierte Breite des Wortes „mánet“ wird 0198 mit dem verzicht auf die Bivirga erreicht. Der Akzent liegt nun auf den pratonischen Silben „re-do“, die Endsilbe auf den Neumen des zweiten Akzentes. Der letzte Akzent ist ein PPO und schiebt auf der Binnensilbe ein „fa“ ein.
Der Terminatio-Cento ist zweiteilig, die copula (:) bildet eine Clivis suprapunctis „do-la-do-re“. zwischen der anabasis (ana) und der katabasis (kat) des Cento. Die anabasis von GR + GV sind ident, nur die Melodie bei „Haec dies“ (0224-0229) ist anders. Die katabasis unterscheidet konsequent das Graduale (GR 6+22stufig) vom Gradualvers (GV 4+16stufig). Das gilt auch für die GR der Osterwoche „Haec dies“.
Die anabasis (GR + GV) ist für jede denkbare Akzentsituationen und Silbenanzahl modifizierbar. Von einsilbig (Oxytonon in steiliger Fügung zur copula „réx : gló-ri-a“) bis zu siebensilbig, dreiakzentig „pro-cé-dens de thá-la-mo : sú-o“ ist jedes Gefüge adaequat darstellbar.
Auch die copula (Pes suprapunctis „do-la-do-re“) ist durch Diärese an ein PPO anpassbar. Ebenso modifiziert die Liqueszenz: die Reduktion der Clivis „do-la“ zum Cephalicus provoziert ein Oxytonon (0282 „áu-di mé), die Reduktion der suprapunctae „do-re“ zum Epiphonus verstärkt rückwirkend den letzten Akzent (0165 „fir-ma-mén-tum“).