⬅️ CENTONES RESPxxx
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RP 3 Versus Psalmorum
Die Responsorial-Psalmodie des 3. Modus rezitiert im ersten Teil auf “la”, dann Mediatio zum “si”.
Der zweite Teil rezitiert auf “si” und kadenziert zum “sol”.
Die Mediatio beginnt 3 Silben vor dem letzten Akzent,
die Terminatio ist pentasyllabisch.
Terminatio pentatonica
Außer H erreichen nur Bv1+2 und Mc die pentatonische Kadenz mit Rezitation „si“. Alle jüngeren Quellen + T1+2 rezitieren (bereits) auf „do“
5 Die eröffnende Torculusgraphie der fünftletzten Silbe hat in T1+2, Bv1+2+Mc aber auch in Lc den ersten Ton verloren: Torculus initio debilis.
4 keine Varianten
3 Das Quilisma von T1+2 ist nur in Lc als Ton übertragen.Das Quilisma ist kein Ton.
2 Wc+ Lc übertragen den Pressus nicht als zwei Töne. Wc + Ka gehen zurück zum „do“ (do-Revision)
1 klassische EndsilbenClivis.
Reintonatio + Rezitatio secunda
Reintonatio Clv (la-sol) - Pes (la-si) - Rezitatio „si“. Ausnahme 7012 „nec vos deserat“ beginnt gleich mit der Rezitation.
🔴 Dieser Teil der Psalmodie des 3.Tons ist ein Musterbeispiel für Liqueszenz und Virga strata.
Im Vergleich der einzelnen Fälle und der einzelnen Handschriften wird klar, dass die Liqueszenz keinen zweiten Ton bedeutet, im Gegenteil:
•Epiphonus bedeutet eben, der hier mögliche Akzent soll nicht gesungen werden;
•Cephalicus verhindert die hier übliche Clivis, der Einton soll vor dem nächsten Akzent stauen.
Die hier vorgelegten Erkenntnisse stehen nicht im Widerspruch zu den Erkenntnissen G.Joppichs „Die Liqueszenz“.
•Virga strata nimmt dem Akzentpes den verbindend/verbindlichen Anlaut weg, der Akzent soll unvermittelt durch den höheren Ton dargestellt sein: EintonPes.
Der AkzentPes aus der Rezitation heraus kann aber durchaus auch ein zweitoniger sein cf.:7198, 7181, der eintonige Pes wird durch Virga strata notiert cf.:7246,
Mediatio
Die Mediatio wird von der Rezitatio „la“ aus erreicht und beginnt drei Silben vor dem letzten Akzent:
1 Clv „la-sol“,
2 Vrg „la“,
3 Vrg „do“.
Den letzten Akzent bildet CAD dt in der Quintlage.
Auch hier kann die Clv durch Cephalicus zum Einton reduziert sein, er staut dann denn Sprachfluss.
Bei PPO wird die zusätzliche Silbe (superveniens) vor die CAD dt. gelegt (anticipata). Wieder das „si - do - Spiel“: die superveniens kann „si“ oder „do“ sein, je nach Stimmungsgehalt des Textes.
„do“ bestimmt: 7278 „a libano vé-niet“, 7027 „dominator dó-minus“
„si“ ängstlich: 7034 „et e-rí-pe me“,7532 „et tí-mui“.
7411 und 7540 bilden eine textliche Ausnahme: Akzent auf der letzten Silbe (O =Oxytonon) und der Text sehr kurz.
Rezitatio prima
Nach dem Verbum primum wird die Recitatio prima auf „la“ vom „do“ her erreicht. Am häufigsten (34x) springt die Melodie nach dem ersten Akzent zum „la“ ab (Virga strata), die praetonischen Silben rezitieren auf „do“ cf.:7150. Der erste Akzent kann aber auch bestätigend mit („égo“, „fácta est“) kPes „si-so“ notiert sein (3x) vide:7026, 7033, 7512.
Der Durchgang „do-si-la“ ist mit Epiphonus auf dem „si“ notiert. Auf dem „si“ steht eben kein Pes! Soll der erste Akzent noch mehr zurückgenommen werden, so wird die Rezitation „la“ vom „si“ her erreicht (wieder ein Epiphonus= das „do“ soll nicht erreicht werden).
Steht nur eine oder keine Silbe vor der Mediatio zur Verfügung, so entfällt die ganze Rezitation: die Mediatio schließt unmittelbar an das Verbum primum an.
Verbum primum
Das verbum primum besteht aus einem Torculus „si-re-do“ (3stufig) mit strophischem Ende (4tonig) und einem Pes subtripunctis „la-do-si-la-sol“ (5stufig) mit Oriscus auf dem absteigenden „la“, so in der ostfränkischen Tradition. Im Westen (frOc) ist es eine 8stufige Neume.
Praetonische Silben
Das Spiel mit dem „si“ und „do“ ist gerade für den 3.Tonus konstitutiv, wenn auch die do-Revision schon am Beginn des Hochmittelalters diese Möglichkeit einebnet. cf. dazu auch den Variantenreichtum in der Mediatio der Messpsalmodie der IN des 3.Tons. In H sind die praetonischen Silben entweder „si“ (Tractulus) oder „do“ (Virga). In etwa der Hälfte der Fälle hat das verbum primum keine praetonischen Silben, es beginnt sofort mit dem Akzent(Torculus). Etwa 20% der Fälle eröffnen mit „si“, zirka 30% beginnen mit praetonischem „do“.
• Staunen, Geheimnis, Trauer werden mit „si“ ausgedrückt,a.e.: 7688, 7382, 7143
• Bestimmtheit mit „do“,a.e.: 7121, 7066,
Akzentsilbe
Der erste Ton des Trc ist in den jüngeren Quellen ganz zum „do“ verrutscht, wie auch die praetonischen Silben . In T1+2 und Fo2 bleibt der erste Ton „si“ trotz des praetonischen „do“. In Bv2 reduziert sich der Strophicus (2 Töne) am Schluss zum einzelnen Ton.
Die Schlussilbe wird im AM wie a) restituiert. Die 8stufige Form in Wc, Fo und Bv ist, wenn auch in MR nicht neumiert (sed vide:7268), eindeutig westfränkische Tradition (frOc). Das Vermeiden des „si“ in Wm + Ka könnte man als der do-Revision geschuldet betrachten, wenn nicht T1+2 ebenso notieren würden. Damit muss eher das AM der do-Revision zugeordnet werden (Vermeiden einer Tonwiederholung).
Wie NR 2002 zu seiner Lösung kommt (Pressus „si-la“) ist aus keiner unserer Quellen auch nur irgendwie erklärbar.
Steht auf der Schlusssilbe ein Proparoxyton (PPO), so wird die Neume in Trc und Clv (Pressus) aufgeteilt. Anders in Bv: hier wird zwischen die beiden Neumen ein supervenientes „do“ eingeschoben.