Inhaltsverzeichnis
🔘 xxx 1️⃣ ✅ 3️⃣ 4️⃣ 5️⃣ 6️⃣ 7️⃣ 8️⃣ xxx ▪️ 2 A ▫️ 2 B ▪️ 2 C ▪️ 2 D ▪️ 2 E ▫️ 2 F ▪️ 2 Ps xx ➡️
Cento 2 Ω
• Der Cento Ω spielt auf zwei Ebenen:
Zuerst einmal entscheidet die Kadenz-Formel sebst, welchen Stellenwert dieses Periodenende hat.
Im 2.Modus ist:
▪️ CAD mega (ca. 160x) ist die normale Kadenz-Formel.
▪️ CAD mikro (ca.25x) vertont Periodenenden, deren Gewicht zurückgenommen sein soll.
e.g.: 7201
Dixerunt discipuli ad beatum martinum: mega
cur nos pater deseris aut cui nos desolatos relinquis, D
Invadent enim gregem tuum lupi rapaces. mikro
Die 3. Periode hat hier ihr Hauptgewicht am Beginn, alles weitere fällt zur Bedeutungslosikeit ab „Invádent enim… „
Weitere Beispiele 7527, 7557, 7580, 7584, 7602, 7752.
Ein anderer Grund für die Zurücknahme des Perodenendes kann die Bescheidenheit des Sprechers, des Bittenden sein:
So ist der recht selbstbewusste Paulustext (2Tim)
e.g.: 7112,
„Bonum certamen certavi“ mikro
“cursum consummavi fidem servavi“ mikro
“ideoque reposita est mihi corona iustitiae.“ mikro
in allen drei Periodenenden mit CAD mikro vertont.
Weitere Beispiele 7080, 7091 belanglose Erzählung, 7218, 7227, 7456, 7475, 7537.
In 7752 treffen beide Gründe für CAD mikro aufeinander: bedeutungslos - bescheiden.
▪️ CAD minima hat noch weniger Gewicht (6x). Sie schließt mit dem TrcSEF, dem Satzende-Torculus ab, wie er aus dem Messrepertoire und den OFF-Antiphonen bestens vertraut ist. Hier gelten die selben Gründe für die Wahl der Kadenz:
Bescheidenheit: 7319 (Commune Apost), 7309 (Adv.4 - ?), und
Bedeutungslosigkeit, 7364 (Andreas), die aber auch ganz einfach als Intimität verstanden werden kann: 7649, 7750.
Die Standard-Kadenz RP2 Ω ist die CAD-mega.
Die CAD mega, der ScaSbpRes mit nachfolgender CAD-Clv ist in MR grundsätzlich und ausnahmslos (?) ein PesSbpRes. Bei CAD mikro und CAD minima gibt es zwischen H und MR keine Unterschiede. Die die Kadenz beendende Clv in mega und mikro ist in der CAD minima nur ein Einzelton.
Zu bemerken ist auch, dass bei Trc und Clv die Handschrift MR die Nicht-Kurrenz nicht mehr notiert. Der feine Unterschied zwischen kuurent und nicht kurrent ist bereits verschwunden.
• In zweiter Linie entscheidet das jeweilige INCCAD (incipit cadentiae), die Neume vor der CAD, wo der wichtigste Akzent des Centotextes (der Hauptakzent, die Sinnspitze ) steht:
▪️ accentus finalis (f) am Ende des Cento,
▪️ accentus incipiens et finalis (if), sowohl vorne als auch hinten ist ein sprachlicher Schwerpunkt zu vertonen, oder
▪️ accentus incipiens (i) am Beginn.
cadentia mega
Bei CAD mega wird accentus finalis angezeigt durch die Clm-Bewegung „sol-fa-mi“,
accentus incipiens et finalis ist markiert duzrch die FML verb1 (ScaSbp „re-fa-sol-fa-mi“) und
accentus incipiens durch den PorFlx (doppelte Clivis) „fa-re-fa-mi“.
Alle drei INCCAD werden auch m 1.Modus verwendet.
cadentia mega - accentus finalis
INCCAD des Cento RP2 Ω f ist die Clm-Bewegung „sol-fa-mi“.
Der Cento als Ganzes beginnt mit PesSbp 1–4 „re-fa-mi-do“, führt zur Bivirga „fa“ und endet nach der Clm-Bewegung „sol-fa-mi“ mit der CAD-mega.
Die Clm-Bewegung ist in MR immer viertonig, durch zwei Clv-Graphien notiert, e.g.: 7502 “ex-audi me“.
In H hingegen gibt es eine Vielzahl Graphien, die sich in drei grobe Gruppen teilen:
• a) Wie in MR zwei Clv-Graphien, deren zweite episemiert ist und deren erste das mit Episem am Ende vorbereitet. e.g.: 7636 „spiri-tu sancto“. Eine Verbreiterung der Neume zum Ende hin, eine Feinheit, die MR nicht mehr notiert.
• b) In der Hälfte der Fälle (45x) ist die zweite Clv durch Pressus ( Oriscus-Clv = ~Clv ) ersetzt.
• c) Wiederum in der Hälfte dieser Oriscus-Fälle (22x) bezeichnen die litterae 'co' die beiden Clv-Graphien als verbunden (coniunctum).
Hier ist grundsätzlich die Frage nach der Funktion des Oriscus (Pressus) zu stellen. Versteht man ihn als 'Ton' so ist er überflüssig und könnte, wie in MR einfach ausfallen. Sicher nimmt der Pressus den letzten Ton gegenüber der Clv episemata zurück, aber er hat auch die Aufgabe den mittleren Ton der Clv-Bewegung zu beschweren, ohne ihn zu reperkutieren. Ja, er hat Gewicht, aber die Frage, ob er ein Ton ist oder nicht ist falsch. Die Clm-Bewegung hat immer auf dem mittleren Ton „fa“ sein Schwergewicht, reperkutiert oder nicht.
Wie immer gibt es nicht wenige Varianten, die die Form des Cento aufbrechen. Dann bleibt von der Clm-Bewegung oft nur die Clv „fa-mi“ übrig.
cadentia mega - accentus incipiens et finalis
Steht nicht nur am Ende ein wichtiger Akzent, sondern auch am Beginn des Cento, so ist das INCCAD die FML verb1 (ScaSbp 12-4-). Der erste Akzent ist mit einer fallenden Linie „fa-mi-re-do-re“ vertont, die je nach Gewicht zwischen fünf und sieben Töne (Stufen) haben kann.
• „mi-fa-mi-re-do-re-mi“ (123–67) ist die strärkste Form. Verliert sie den ersten Ton ist sie
• „fa-mi-re-do-re-mi“ (12–56). noch kürzer:
• „fa-mi-re-do-re“ (12–5)
Bei kurzen Texten (vier oder fünf Silben) wird wieder der PesSbp von RP2 Ω mg f verwendet:
„re-fa-mi-do“ (1–4). Dann zeigt nur das INCCAD an, dass es hier ein Cento accentus incipiens et finalis ist.
cadentia mega - accentus incipiens
accentus incipiens wird mit dem INCCAD Porrectus flexus (PorFl) „fa-re-fa-mi“ (1234) angezeigt. Aber auch die Clivis-Bewegung „sol-fa-mi“ und andere Neumen aus den Centones RP2 Ω mg f und RP2 Ω mg if können hier eine Rolle spielen. Das verwischt die Grenzen zwischen den Centotypen. Die ars cantilenae definiert eben nicht, sie assoziiert.
cadentia mikro
cadentia mikro
▪️ accentus finalis bringt die CAD-Formel (Porrectus prapunctis) nach vorne erweitert um eine sechstonige Bewegung „mi-sol-fa-mi-fa-mi“ (–3456).
▪️ accentus incipiens et finalis verwendet die siebentonige Neume „mi-fa-sol-fa-sol-fa-mi“ (—-567) als INCCAD. (vide et: RP1 Ω if2).
▪️ accentus incipiens verwendet die siebentonige Neume „la-sol-la-fa-sol-fa-mi“ (—-567) (vide et: RP1 Ω i).
7527 B. Die zum „do“ führende Clv „dig-na“ ist als colon zu lesen.
7456 F. Die veränderte Silbenunterlegung unter die CAD-Formel mikro bei „is-ra-él“ ist der Endbetonung des hebräischen Namens geschuldet.
cadentia minima
cadentia minima
+Der nkTrc (TrcSEF) steht immer auf der vorletzten Silbe unabhängig von den Akzenten. Unter den bloß acht Fällen in RP1 Ω lässt sich kaum ein INCCAD ausmachen.
non typos
Die unter „non typos“ gelisteten Centones sind bei einer über alle Modi und Positionen gleitenden Sichtung sicherlich irgendwo zuzuordnen. Sie sind nur innerhalb der Position RP2 Ω nicht typisch.