⬅️ CENTOLOGIAx 🔘 synANxxxxx ▫️ 8 TYPOIx▫️ 8INCx↖️ 8MEDx▫️ 8NOVx▫️ 8TER
8MED SoLL
Die Grundstruktur des Binnencento ist die fallende kleine Terz „do-la“ und könnte so auch ein 2.Modus sein („fa-re“). Auch der Aufstieg „sol-la-do“ („do-re-fa“) passt noch in den Protus plagalis. Erst der auftaktige Aufstieg vom „fa“ „fa-sol-la-do“ ist nicht mehr dem Protus konform. (0154, 0767, 0873, 0932 1053, 1242, 1732),
Der Cento endet immer auf „la“, es sei denn, der folgende Cento TER „leiht“ sich das „la“ als auftaktigen Ton und zieht es an sich.
Rund um den Karfreitag findet sich eine Variante des 8BIN SoLL, die zwar als dreiakzentige Abart erklärt werden könnte, das aber nicht zwingend. Die Texte könnten problemlos der allgemeinen Melodie unterlegt werden.
Sind sie aber nicht. Der intonierende Aufstieg ist weggefallen, es bleibt der Terzabstieg „do-si-la“ über. In 1037 wird dieser in den ältesten diastematischen Quellen (T1+2) zum Terzfall: „do-do-la-la“ Die Neumen von MR (höhere Virga für unisonische Position) und H (Oriscus mit sursum) bestätigen das.
In 1032 bestätigt sich die rezitativische Struktur dieses BinnenCento „do-la“; T2 verwendet Terzabstieg, T1 Terzfall.
In Toledo bringen noch weitere zwei Antiphonen diese archaische Form des 8BIN SoLL. 5036 T1 allein den dreiakzentigen Text „dí-cit é-i ié-sus“. In 5263 gibt es wieder einen kleinen Unterschied zwischen dem älteren T1 (frühes 11.Jh.) und dem jüngeren T2 (mittleres bis spätes 11.Jh). Während T1 nur die beiden Ebenen „do“ und „la“ verwendet, bringt T2 eine einleitende Rezitationsebene „si“.
Es scheint nicht abwegig, diese Fälle des 8BIN SoLL als archaisches Überbleibsel eines älteren Zustandes der Melodien zu verstehen. Das liturgiewissenschaftliche Gesetz von der Erhaltung ältester Formen in liturgisch hochwertiger Zeit scheint hier am Werk gewesen zu sein, immerhin gruppieren sich diese wenigen Fälle um den Karfreitag (Parasceve). So bildet der Cento 8BIN SoLL ein Fenster, das uns einen Blick in die vorschriftliche Zeit der Antiphonen ermöglicht. Drei Entwicklungsstufen lassen sich ablesen:
a) die älteste Form ist die bloße Rezitation „do“, interpunktiert mit dem letzten Akzent auf „la“. b) eine Umspielung und Auflösung dieser Rezitation zusätzliche Akzente, „si“-Rezitation und Durchgangstöne. c) Ausbildung einer vollen Melodie mit Intonation, Binnenverlauf und melodischer Verknüpfung zum Folgecento.