Beispiele zur Liqueszenz
Akzentpes in der CAD-Formel 3D
7343 Y „et mú-nera éi“ cursus planus: / . . / .
7358 Y „nóva sem-per sobóle“ cursus velox, cursus planus ist verhindert: / . . . . / .
Zweimal die selbe Einleitung in CAD 3D f.
In 7343 ist der Akzent „mú-nera“ mit kPes hervorgehoben.
In 7358 wäre ebenfalls cursus planus möglich „nóva sémper sobóle“, aber dieser Akzent wäre im Kontext sinnlos:
Durch das Wirken von Papst Gregor erwarb die englische Kirche
„allzeit neue Mitglieder“, nicht
„allzeit neue Mitglieder“.
Der Epiphonus verhindert den Akzent „sémper“. Eine „kleine Nebennote“ wäre schon zuviel.
congruens: 7252AB et 7104AB. Der Vergleich zeigt die Funktion des Epiphonus auf.
7335D i „reco-len-tes“ et 7254, 7708. - gekürzte Form
7583D i „melchi-se-dech“ et ulteriora 30x. – Normalform.
Die CAD-Formel des Cento 3D i kommt über 30x vor. Davon dreimal um 4 Töne verkürzt: auf die Worte „recolentes“, „serpentes“ und „gentes“. Angezeigt wird diese Verkürzung durch eine EpiphonusGraphie auf der 3. Note. Hier kann kein „kleiner hoher Ton“ gemeint sein, die Normform hat kein zweites „mi“. Es entfallen „do-si“ und die ResupinNote „do“. Die abschließende Clv ist auf Tractulus „si“ verkürzt.
Aufschlussreich ist das Verhalten der anderen Quellen:
• MR kennt in 7335 diese Verkürzung nicht, sondern notiert die Normalform.
Auch die jüngeren Quellen kennen diese Reduktion hier nicht. Tol schreibt die Normalform, Bv fehlt.
• Anders die Situation in 7254: MR und T1 und alle jüngeren Quellen verwenden die Verkürzung, Bv21 schreibt den Epihonus als Resupinton.
•7708 ist in MR nicht tradiert. Bv, Tol und die jüngeren Quellen verwenden die gekürzte Form. Ebenso Bv19! Bv21 allerdings versucht bereits eine Annäherung an die Vollform der CAD-Formel.
Die Quellenlage in diesem Fall zeigt einmal mehr, dass H die ältere Tradition bewahrt, während MR bereits die Tendenz zu einer „Normalisierung“ der Melodien aufweist. T1 ist der treueste Bewahrer des älteren Melodiebestandes. In 7708 ist im Vergleich von Bv19 und Bv21 die altersbedingte Veränderung der Melodie abzulesen.
cf. et: 7093 „egregie mártyr“
Der Epiphonus in 73237 verhindert den Trc in in 7115.
7486D i „próp-ter herodiam“
7494D i „pro-té-ge nos sém)-per“
Der Cento 8D unterscheidet noch vor dem INCCAD, ob er finalis, incipiens oder incipiens et finalis akzentuiert ist. der Sca4Flx steht für accentus incipiens. In
• 7486 ist klar: Herodes fürchtet Johannes wegen (própter) der Sache mit Herodias. Nach dem „propter“ folgt keine Betonung mehr.
• 7494 ist es fast gleich: mit den Waffen deiner Macht „beschütze uns immer“. Der Hauptakzent liegt auf „pro-té-ge“. Das beschließende „semper“ soll aber nicht ganz vernachlässigt werden. Indem die CAD-Neume PorSbpRes um zwei Töne verkürzt wird entsteht ein kleiner Stau, der nachträglich dem Akzent „sém-per“ etwas mehr Gewicht gibt. Die Liqueszenz ist das Signal die Töne „fa“ und das resupine „sol“ auszulassen. Ein „kleiner Nebenton“ ist überflüssig.
0372 „Re-ve-la domino viam tuam“ klassisches 6TYP triv
1040 „In me tur-batum est cor meum“ beginnt mit 6INC triv, endet mit 4TER cadcad
Cephalicus und Epiphonus verhindern Pes und Clv. Die Virga strata auf „tur-bá-tum“ zeigt den Wechsel in einen anderen Cento an: 4TER cadcad.
Es ist amüsant, was die ganz jungen Quellen mit der Virga strata anstellen: Wc Pes „sol-la“, das AM Bivirga „sol“ wie auch Ve!. Alle anderen wissen: es ist nur ein Ton.
Die jüngeren Handschriften einschließlich Bv21 interpretieren das 'sursum' über dem Epiphonus, das den Aufstieg vom vorherigen „re“ zu „fa“ bedeutet, als Hinweis auf einen „kleinen Ton“ zum „la“.
CAD 1Ω
7564
7564
B + F Die selbe Melodie zwei unterschiedlichen Texten unterlegt:
„mor-tis“ der Epiphonus verhinderte den nkPes wie in „de-us“.
„con-tur-bat me“ der Epiphonus auf „fa“ verhindert den Abstieg zum „re“ wie in „sal-va me“
„mor-tis“ das Episem auf der Endsilbe staut und verstärkt damit die Betonung von „con-tur-bat me“. Das ist bei „mei de-us et salva me“ nicht erwünscht. Bei
„sal-va me“ kosten die augmentativen Liqueszenzen das Wort „salva“ aus, verbreitern es, ohne es vom „me“ abzusetzen.
7573
7573
B + F Die selbe Melodie zwei unterschiedlichen Texten unterlegt:
Der TrcINT hat in beiden Fällen den ersten Ton verloren, bei
„quod“ auch den zweiten.
„di-xit“ verliert der Pes den oberen (Ziel-)ton.
7611
7473
0636
0636 „sem-per“ Bivirga beide Töne liquesziert. Wenn die Liqueszenz einen klanglichen Mehrwert auf dem Semivokal m bedeuten soll, so ist die erste Liqueszenz hier sinnlos. Bedeutet der Cephalicus aber den Verzicht auf einen tieferen Ton, hier müsste es „re“ sein, so ist die Liqueszenz richtig.