⬅️ CENTOLOGIAx 🔘 synANxxxxx ▫️ 1 TYPOS ▫️ 1INC ▫️ 1MED ↖️ 1NOVx ▫️ 1TER ▫️ FML
1NOV typ
Reintonatio - Neuanfang
Die Reintonatio (=NOV) rezitiert auf sol, der Akzent hebt sich zum la (1toniger Pes), die zwei posttonischen Silben gehen stufenweise zum fa. Die Akzentsilbe kann durch kPes verstärkt werden: 1716.
1046 folgt ein nachgestellter Akzent „et incli-ná-to cá-pite“
0170 In der Magnificatantiphon von Weihnachten wird das entscheidende Wort „apparuit“ - „erschien der Erlöser“ (Epiphanie) in steiler Fügung doppelt betont: áp-pá-ruit“ Dieses PPO wird zusätzlich noch auf der Binnensilbe mit Clivis verbreitert (siehe auch 0242). 2002 Ebenso wird mit dem Schlüsselwort des Magnificat verfahren: „et ex-ál-tá-vit humiles“
Vor dem (Hauptakzent des Cento NOV kann ein weiterer Akzent liegen (z.B.: 0260 „he-ró-des con-fú-sus est“), dann schwenkt die Melodie nach dem Vorakzent kurz zum mi, um mit dem sol zum Hauptakzent la zu steigen. Liegt nur eine Silbe zwischen den beiden Akzenten, verbinden sich mi und sol zum nkPes.
0219 Ist das (Haupt)Akzentwort ein PO (nur eine posttonische Silbe), so verbindet sich das nun überflüssige sol der Binnensilbe mit dem Akzent zur Clivis la-sol.
0076 Soll der Cento mit Doppelpunktwirkung weiterführen, so erhält die letzte Silbe einen nkPes: „qui póst me vénit: ante mé factus ést.“
Drei Beispiele individueller Varianten:
0742 „Der mich geheilt hat / hat mir befohlen* nimm dein Bett (griech.: krábatos, ärmliches Lager, Graffl?) / und geh´ in Frieden.“ Normalerweise wäre dieser Cento NEO zweiakzentig „tolle grábbatum túum“. Der Verzicht auf den zweiten Akzent und das bloß rezitativischen Auslaufen des restlichen Textes geben dem Text eine gewisse Schnoddrigkeit, die auf Hochdeutsch kaum auszudrücken ist.
1730 „Seht, ich schicke euch / wie Schafe mitten unter die Wölfe* seid also klug wie die Schlangen / und arglos wie die Tauben“. „estóte ergo prudéntes“. Das bloße Rezitieren des Textes, der Verzicht auf die übliche Melodie ist wohl die Klugheit der Schafe: Zurückhaltung, Bescheidenheit, ohne auf die beiden Akzente zu verzichten: Epiphonus und Cephalicus: sorgsames Absprechen der Akzentsilben reicht aus, sich verständlich zu machen. Dabei bleibt die Standardmelodie immer mitgedacht, wie das equaliter nach „érgo“ beweist.
0816 „Herr, wärest du hier gewesen / Lazarus wäre nicht tot* schau, er stinkt schon / vier Tage im Grab“. Der Text „ecce iam foetet“ steht in der Position des Cento NOV. Abgesehen von der FML retardens müsste der Cento auf fa enden, wie in fictio 2. Er endet aber auf re, daher die Wendung zur TER la-fa-re. Darüber hinaus ist hier die Erzählung tatsächlich zu Ende, was noch kommt, ist verzichtbar. Auch daher ist TER berechtigt. Die Melodie müsste etwa wie fictio 1 klingen. Der Komponist nutzt aber die Gelegenheit, das entscheidende Wort „iam“ durch Syneresis der vorhanden Töne zu einem Pes subpunctis zusammenzuziehen und damit zur theologisch schwerwiegenden Aussage zu machen.
Hier sei an eine fachliche Auseinandersetzung zwischen GJ und KvP in den 1980er/1990er Jahren erinnert. GJ erklärte den Pes subpunctis grundsätzlich zur Neume „Ihr werdet noch staunen; darüber kann man eine ganze Predigt halten“. KvP widersprach dem, da solche Neumen ja oft „nur“ durch Synerese wegen zu kurzen Textes entstanden seien. Hier wird die Position vertreten: Ja es ist Synerese, aber es könnte auch anders komponiert sein. Der Pes subpunctis ist Absicht.
Der Pes subpunctis führt zur Übersetzung „…er ist längst verfault, schon seit vier Tagen“. Das macht die Auferweckung des Lazarus zum größeren Wunder.