GT 165, 884
BzG 27/10 GrN 2/87
Ein Beispiel, wie mit wenigen Fertigbauteilen eine Antiphon erstellt ist: Sechsmal treibt Cento
2INC asc den Text in kleinen Portionen weiter, wie eben der Text in kleinen Portionen aufgebaut ist: „postquam cenavit / cum discipulis suis / lavit pedes eorum / et ait illi / … et magister / ut et vos“. Zweimal beginnt der Text bereits auf „fa“
2INC ad3, der 'Herr' ist angesprochen, er wird mit
FML potestas in seiner Würde bestätigt: er spricht so zu sagen „ex kathedra“.
Kern der Perikope ist die Frage Jesu. „Scítis quid fecerim vóbis“, sie ist mit
1INC ad4 vertont. Die ficitio zeigt, wie das üblicherweise aussehen würde, „fécerim“ wäre betont. Der Text ist aber ganz anders gemeint: Scítis quid ego fecerim vóbis„ - Versteht ihr überhaupt, was ich (an euch) túe? Die beiden Schlüsselworte 'Scitis' und 'vobis' sind aus dem Cento 1INC ad4 herausgenommen, und werden als verba exemta je individuell komponiert:
„scítis“ Aufstieg zur und Fall von der Quint. Der Cento 1INC 5Pes steht dabei Pate, die Por-Figur sorgt für Kurrenz, der Quintfall ist mit der Gravis in Ch eindrücklich bewiesen. Es ist allerdings bezeichnend für die Entstehungszeit des GR, dass die Quint „re“ zur Quart „mi“ 'ausgebessert' ist, denn nach der Kompositionslehre Palestrinas (Gradus ad Parnassum) ist eine fallende Quint verboten (GT p.165). Jüngere Ausgaben haben das im Anhang bereits ausgebessert (GT p.885).
„vóbis“ bewegt sich abermals der 2INC asc entlang, springt aber unmittelbar vom „do“ zum „fa“.
Jesus beantwortet seine Frage selber:
1TER conc „exemplum dei vobis“, die Akzente liegen nicht auf „fa-mi“ sondern auf „sol-fa“ (falsche Betonung), daher am Schluss \\colon auf der
circulatio, denn trotz der provokanten Frage liebt der Herr die Seinen. Darüber hinaus ist das colon notwendig, denn der eigentliche Auftrag kommte erst jetzt:
1TER v.add „ita faciatis“.