GT 383
BzG 34.35/20 + GN 1/369
„di-cit dominus“ Die Neume NMA manducat ist anfangsartikuliert und wird einmal genau zitiert 0616 „di-cam“ und einmal etwas freier 0761 „qui-a“ (nicht nur der Anfangston, auch der Halbton liegt anders).
Das 'sursum equaliter' in E spricht für unisonisch „sa“ und „sa“, was die Aquitanier A und Y bestätigen. Bv hingegen spricht mit L und Ch (und praktisch allen jüngeren Quellen) für „la“ und „sa“. Damit liegt eine klassische 50:50 Situation vor. frOr (Aquitanien und E) schreibt anders als frOc (Benevent und L,Ch). Die Einbeziehung mehrerer St.Galler Quellen allerdings macht stutzig: Bam, G374 und G376 sind nicht auf eine der Lösungen interpretierbar, G339 allerdings könnte als unisonisch gelesen werden. G342 und vor allem Mi (9.Jh) stehen mit ihrem Tractulus eindeutig für Halbtonschritt. Damit ist hier die traditio occidentalis die eindeutig ältere traditio und E ist als jüngere Modernisierung zu verstehen: 'sursum equaliter' Der artikulierte Anfangston der NMA manducat ist deutlich höher (sursum) als das vorherige „sol“ und gleich (equaliter) dem folgenden „sa“. In diesem Fall folgen wir nicht dem codex E. Mi und G342 erweisen E als jüngere Veränderung.
Die Erklärung zum 'equaliter“ in den BzG ist zu hinterfragen:
„'e' in E spricht nicht gegen Halbzonbeziehung.“ BzG 34/35,20.
Die schon um 1985 aus dem Schülerkreis Joppichs (Stephan Klöckner) aufgestellte These, E sei bereits Zeuge der beginnenden do-Revision (damals noch „germanischer Choraldialekt“) und die doppelte Deutung des 'e' als unisonisch und/oder Halbtonbeziehung sei Ausdruck für diesen Übergang. Das bestätigt sich in diesem Fall.
Grundsätzlich ist die Deutung ein und der selben Neume als zwei verschiedene Quadratnoten-Grapheme abzulehnen:
• Das 'equaliter' bedeutet unisonischen Anschluss und nicht Halbtonschritt, auch in E.
• Die Virga strata ist eine Virga, nicht Bivirga oder Halbtonpes. Der Oriscus ist ein gliedernder Zusatz
• Der Cephalicus hat nicht das eine Mal einen zweiten Ton, das andere Mal nicht, er hat nie einen kleinen zweiten Ton.