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GT 204
GrN 175 - BzG 48/20
Intonuit de caelo
„de cae-lo“ „si“ oder „sa“ hängt ab von der Clm-Graphie am Ende der Neume „cae-lo“. Führt sie zum re, dann ist „sa“ logisch. Führt sie allerdings zum „mi“ (Bv34, 35, 39, A) ist das „si“ nahezu zwingend: reine Quint „si-mi“. Leider ist die Sache nicht so einfach.
Nach Bv40 führt die Melodie „cae-lo“ zum „sol“, das hieße wohl das Incipit des OF müsste einen Ton tiefer stehen (modale Centonisation).
In Bv33 ist die Melodie so verändert, dass „cae-lo“ zum „re“ führt.
A geht mit Bv34 + 35 + 39 (Clm zum „mi“), aber
Y führt die Reihe jener Quellen an, die zum „re gehen“ (Mod + Mp, Zt), die jüngeren schreiben auch das „b“.
Kl ist auch keine Hilfe: „b“ und das zum „mi“. Die beiden „do-Revisionen (Vermeiden des Halbtons, Vermeiden der Tonwiederholung) entsprechen dieser Ideologie.
Bleibt festzustellen: Bv34/35/39/A zwingen uns zum „si“. Bv40 (+33) weisen allerdings auf eine modale Centonisation hin, der wir mangels genügender Quellen nicht entsprechen.
„al-tissimus“ Cephalicus ja!, aber den Nebenton lehnen wir grundsätzlich ab; er ist Ausdruck der Plerosis auf dem Weg zur 2. Gregorianik. Keine der in BzG 48/21 genannten Quellen ist Zeuge eines zweiten Tons. Vor allem das nicht erwähnte Bv34 zeigt eindeutig auf, dass hier kein Nebenton zu singen ist. Das inferius unterhalb der LiqueszenzSchlaufe in E, Bam + G376 ist kein melodischer Hinweis, sondern einer des Ausdrucks („Nimm den Klang der Liqueszenz zurück, übertreibe nicht“). Wohl ist das equaliter nach dem Cephalicus in E ein Hinweis auf einen zweiten Ton, allerdings ist die Quelle E, gegen/ um 1000 geschrieben, selbst schon eine relativ junge Quelle die immer wieder den Einfluss von Plerosis und do-Revision erkennen lässt. Cf.:
„de-dit“ In der ganzen Reihe der beneventanischen Quellen ist ein zweiter Ton des Cephalicus am abschließenden Knoten der Neume abzulesen, allerdings in Bv33 nicht mehr.
„ap-pa-ruerunt“ Kl schreibt kein „sa““, das folgt erst auf der übernächsten Silbe
„apparu-e-runt“ cf.: „de caelo“. Die Clivis zum „mi“ (apparue-runt) spricht für „si-be-durum“: reine Quint.
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OT 58
Diligam te
„vir-tus mea“
ScaFlx „do-mi-sol-fa“ (Ch + Y + Mod) oder „do-re-fa-mi“ (Bv + A + Mp)
Das mediocriter am Gipfel des ScaFlx in E sollte im Unterschied zum levare am Beginn des Verses („Di-ligam“) auf Gipfelton „fa“ hinweisen, das ist allerdings nicht mit den Neumen in L vereinbar und schon gar nicht mit Ch. Daher entscheiden wir uns, ein sehr seltener Fall, gegen Bv + A für Y.
„vir-tus mea“
Die nachfolgende Silbe beginnt zweifelsfrei mit „fa“. Das equaliter in E wird üblicherweise interpretiert als unisonisch oder Halbton. Wir ziehen eine andere Erklärung vor. E ist bereits Zeuge der beginnenden do-Revision, meint also unisonischen Anschluss. Die Lage ist hier allerdings etwas komplizierter: Die Reihe der jünger werdenden St.Galler Zeugen bringt, völlig unüblich, ein Hin und Her zwischen „mi“ und „fa“.
Es ist einigermaßen klar, dass an dieser Stelle die Frage „mi oder fa“ bis ins 10.Jh zurückreicht (L - Ch). Damit bekommt auch die Virga und das nachfolgende equaliter in E einen anderen Stellenwert.
„refugium“ L + Ch ?
Liberator meus
„meus de gen-tibus“ A „si“, Y „do“.
L - Silbe „de“, die Höhe des Uncinus spricht ex parte ante für „do“, nach der Silbe „de“ folgt leider der Zeilenwechsel.
Ch - der Tractulus spricht für „si“, die nachfolgende Pes-Graphie beginnt höher als der Tractulus.
Bv - „do“ und die folgende Pes-Graphie ist „do-re“.
E - Silbe „de“ ex parte ante equaliter = „si“, die folgende Pes-Graphie führt „sursum“ zum „re“, daher spricht alles für Pes „si-re“ wie in A.
„exal-tabis“
L + Ch geben keine melodischen Hinweise, so bleiben nur die diastematischen Zeugen. Die Beneventaner-Familie notiert PorFlx „la-sol-la-sol“ mit Pes „mi-sol“, die anderen „sol-fa-sol-fa“ mit Pes „sol-la“.
E scheint sich hier nicht immer sicher gewesen zu sein, welcher Fassung zu folgen ist. Das mediocriter über dem sursum sieht nach Korrektur aus. Inferius + sursum beim Pes „ex-al-tabis“ sprechen sehr deutlich für „mi-sol“ (das zweite inferius ist emotional zu deuten).
„exalta-bis“ Der melodische Rahmen der Trc-Graphie „sol-do-si“ in E ist durch inferius + sursum und zuvor ebenfalls sursum klar vorgegeben. Die adiastematischen Quellen belegen den Quart-Aufstieg ohne Zwischenton (es sei denn man liest das Quilisma als Ton). Die diastematischen Quellen fröhnen hier eifrig der Plerosis.