⬅️ CENTOLOGIAx 🔘 synANxxxxx ▫️ 1 TYPOSx↖️ 1INCx▫️ 1MEDx▫️ 1NOVx▫️ 1TER


FML alloq

alloquium = Adresse / Anrede. Diese Formel (FML) übernimmt meist die Aufgabe eines Incipit (INC)

Codex Hartker schreibt beim ersten Erscheinen dieses Cento 0045 „e“ equaliter zwischen erster Virga und dem folgenden kPes, später nicht mehr (Ausnahme ist die Magnificat-Antiphon von Weihnachten 0170, wo der Cento 1INC alloquium zum ersten Mal im Inneren der Antiphon erscheint). Das Wissen um die Gestalt des Cento wird wird nun vom Schreiber in der Folge vorausgesetzt, wie in anderen Fällen auch. Anders als heute gängige Ausgaben schreiben wir in allen Parallelfällen unisonischen kPes. Als Gegenprobe könnte CO De fructu herhalten 0621: die Betonung liegt auf der zweiten Silbe, sursum verhindert unisonischen Anschluss (anders L !).

Die klassische Gregorianik denkt rezitativisch. Spätestens ab der Jahrtausendwende setzt sich jedoch ein musikalischer Zugriff auf die Rezitative durch: Tonwiederholungen werden durch Wechselnoten zu Melodien aufgelöst, Intervallsprünge werden zu Tonleitern aufgefüllt, die Neumen beginnen mit der ersten Note.

Nicht erst das Tridentinum (Palestrina), schon die Zisterzienserreform kritisiert die „falschen Betonungen“ im gregorianischen Choral. Der Fehler liegt aber nicht bei den „Komponisten“ sondern bei den Ausführenden des 2. Jahrtausends. Der Unterschied zwischen kPes und nkPes (initio debilis) ist vergessen, die Melodien werden verändert, statt unisonischen Anschlüssen werden Sprünge durch Tonleitern ausgefüllt; so wird „di--te“ was „-cite“ heißen würde, wenn die Neumen nicht als Musiknoten missverstanden wären. Die Akzentsilbe „-cite“ ist ohnehin immer, unabhängig von Neumenzeichen, zu betonen 0045, der kPes (Virga urgens) ist nicht mehr als ein Portamento, dessen Beginn gar keine bestimmte Tonhöhe haben kann. Wir schreiben unisonisches „fa“ um von vorneherein das Suchen eines „Zwischentones sol“ zu verhindern. Die FML alloq bildet der Kern des häufigsten Incipits, des 1INC Clv.

Ist die Anrede ein hebräischer Name, der immer auf der letzten Silbe betont wird, so wird der Binnenpes durch den akzentvorbereitenden Torculus (Clivis emphatica, Clivis urgens) ersetzt. Damit wird klargestellt: nicht die erste Silbe ist Akzentsilbe, sondern die letzte 0815, 0738. Der gregorianische Choral verwendet das Wort „dominús“ endbetont, wenn es das „kyrios“ der Septuaginta meint, mit dem das Tetragramm, der unaussprechbare Name Gottes transskribiert ist 0355, 0438.

Die Vermutung, der kPes sollte in der authentischen Gregorianik grundsätzlich immer unisonisch anschließen, wird durch die nicht seltenen Stellen gestärkt, wo beim ersten Ton des Pes durch sursum angzeigt wird, der Pes soll dezitiert nicht unisonisch anschließen! 0046 „Ego áutem“.Siehe hingegen 0049 „quoniam“, wo E+Ch gegen L+MR stehen. 0655 „quia in his“.

unisonischer Anschluss in anderen Kontexten: 0274 „profici-é-bat“ das sursum. 0333 3x in Lc belegt.

vide: 7769 „aurum“

TrcPAR

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