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GT 84\\
BzG 54/29 + GrN 2/39
Der Deuterus lebt vom, ja //ist// das Spiel mit dem Halbtonschritt "mi-fa" (=si-do). Diese mi-fa Spannung ist aber genau das erste Opfer im Ăbergang vom authentischen Choral zur zweiten Gregorianik.
⢠Die ersten Ansätze dieser do-Revision sind bereits im 10. Jahrhundert, noch vor der Jahrtausendwende festzustellen. Nun ist aber unser Leitcodex E erst um 1000 geschrieben worden.
⢠Ein weiteres Factum ist bei der Restitution des "authentischen" Chorals zu beachten. Beim Studium der Responsoria prolixa wird offensichtlich, dass es um die Jahrtausendwende bereits eine deutlich unterscheidbare westfränkische (frOc) und ostfränkische (frOr) Melodietradition gibt, die sich ab dem Aussterben der Karolinger (870/840) herausgebildet haben. Im Antiphonenrepertoire bedeutet das, es stehen MR+Wc (frOc) gegen H+Ka (frOr). Interessanterweise folgen die aquitanischen Quellen meist frOr, die beneventanischen Quellen aber frOc.
⢠Ein Drittes wird sichtbar: Während die ostfränkischen Handschriften aus einer einzigen Quelle (St.Gallen) sprudeln und in einer germanischen Umwelt sprachlich isoliert, ungestÜrt die Tradition weitergeben, ist die westfränkische Umwelt lateinisch (romanisch, eigentlich muttersprachlich), dezentral (Metz, Lyon, Chartres...) und neue stilistische StrÜmungen kÜnnen so viel leichter in den Gregorianischen Choral eindringen. Kurz gesagt, die westfränkische Tradition ist moderner.
Es spricht nichts dagegen, diese Erkenntnisse auch bei der Restitution der Messgesänge zu berßcksichtigen.
"eri-//pe//" Porrectus "sol-**mi**-sol" beneventanisch gegen "sol-**fa**-sol" in Aquitanien. Die adiastematischen Quellen geben keine Information auĂer E mit seinem inferius. Interessant dass auch Mp + Mod das ältere "mi" bezeugen: unzweifelhaft Porrectus "sol-mi-sol".
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"//do//-mi-ne" Der Fall ist etwas komplexer.
Ch + Bv33 //unisonisch// auf âfaâ ? oder doch auf âmiâ!\\
Mod, Kl, Zw wechseln den Ton im SilbenĂźbergang ab, typisch fĂźr die do-Revision in Kl. Der unisonische Anschluss in Ch + Bv33 scheidet diese LĂśsungen a priori aus.\\
L schreibt ungenau. Versucht sich der Schreiber durch das Problem zu schwindeln? Im Zweifelsfall ist der Schlusston des PesSbp tiefer als der nächste Ton, also sicher âmiâ. Noch deutlicher ist der Uncinus auf â-neâ tiefer als die folgende Bivirga.\\
Rupert Fischers Faustregel âBv gegen A+Y ist eine 50:50 Situataion. Geht eine der beiden aquitanischen Quellen mit Bv, so ist das das Ergebnisâ ist hier zu relativieren. Ch, L+ Bv33 zusammen sprechen hier fĂźr Y.
"hu-//mi//-litatem" Ist der Ton vor der Tristropha ein "fa" oder ein "mi". Grundsätzlich ist die Tristropha die Neume, die eine tiefere Rezitation zur festen Stufe (Tenor/Finalis) hochzieht. Ausnahme ist der 5.Modus. Das spricht gegen "fa". Ch + Bv33 (wohl auch MR) schreiben einen wie Bv34 einen unisonischen Anschluss zur Tristropha. L , auffällig ungenau notierend wohl auch eher so. Dagegen stehen die meist mit frOr assoziierten Aquitanier A + Y und vor allem der Tractulus in E. E mßsste, sollte der Ton ein "fa" sein, eine Virga schreiben (ex parte post). Aufschlussreich ist ein Vergleich der vorliegenden G Handschriften dem Alter nach: Mi (Milano 9.Jh! - E - G342 - G339 schreiben "mi". Bam (bald nach 1000?) und die G-Quellen danach schreiben Virga, G374 - G376 sogar mit Episem. Wir entscheiden uns daher gegen das GrN fßr "mi".
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